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Verschiedene Artikel über Auftritte der Autorengruppe Ohrenhöhe in Print- und Online-Medien (Auswahl)

St. Galler Tagblatt vom 20.03.2006
Heiteres über den Shopping-Wahnsinn

 

CHRISTOPH OKLE

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Einkaufen ist längst nicht mehr, was es einmal war, nämlich sich lediglich mit den lebensnotwendigen Dingen zu versorgen. Der ursprünglich nur marginale Teil in jemandes Leben hat mittlerweile derart an Einfluss auf die menschliche Existenz als Ganze gewonnen, dass Einkaufen nicht mehr lediglich eine Tätigkeit darstellt, sondern mit dem Begriff des Shoppings Einzug in alle üblichen Lebensbereiche gehalten hat. Ein gefundenes Fressen für die Autorengruppe «Ohrenhöhe» aus der Region Wil.

 

Cumuluspunkte

Auf eine Antwort auf die als Titel über der szenischen Lesung im Sirnacher «Theater Jetzt!» gesetzte Frage «Mutter, wo ist die Butter?» muss das etwa 30-köpfige Publikum allerdings bis kurz vor der Pause warten. Bis dahin haben die drei Damen und zwei Herren noch existenziellere Aspekte des Wie, Wann, Was und Warum des ehemals lapidaren Postens zu klären und vor allem zu verdrehen. Wie gemütlich diese Aktivität früher einmal war, zeigen die Toncollagen aus gesungenen Werbebotschaften aus dem letzten Jahrhundert, Waschmittel-Hymnen in der Qualität von Offenbarungseiden, zu denen gar noch geschunkelt werden konnte.

Doch heute ist aus der kurzen notwendigen Beschäftigung eine Lebenseinstellung geworden, die bei der Partnerwahl keine untergeordnete Rolle mehr spielt, sondern «matchentscheidenden» Charakter erhalten hat, was sich etwa in René Oberholzers Heiratsannoncen niederschlägt: «Mann (58) sucht eine einkaufswillige Frau mit Autoprüfung für eine schöne Beziehung. Du solltest nicht zu gross, dafür aber stark und kräftig sein und jünger aussehen, als du bist. Du solltest Migros-Einkäuferin sein und gerne Cumulus-Punkte sammeln.»

 
Reif für die schwarze Piste

Über Einweisungssysteme in Supermärkten lässt sich Jakob Näf aus. In einem solchen ist es nämlich von grosser Tragweite für den Spass beim Einkaufen, ob man sich in Begleitung quengelnder Kinder befindet. Auch haben leicht hinkende Rentner mit Hut ganz andere Bedürfnisse als Gurken essende Schwangere und männliche Singles mit Bierbauch. Doch auch ihnen wartet das Management mit einem Spezialservice beim Einkauf auf. Und auch Konsumenten, die sich in einer Kampfscheidung befinden, werden gepflegt. Ihnen steht ein Boxsack zur freien Benützung zur Verfügung. Dass auch eine Lösung für nicht im Konsumtempel erwünschte Insekten parat steht, ist selbstverständlich.

Dass die Shoppingfähigkeiten nicht einfach angeboren sind, weiss Helen Knöpfel. Je nach Weihegrad wird der Kundin ein vom Geschäft an die Hand gegebener Einkaufsvormund zur Seite gestellt, der genau weiss, was «frau» braucht. Doch mittlerweile ist sie reif für die schwarze Route, bald gar für die dunkelschwarze. Bis gestern nannte sie weder ein Lieblingsessen noch ein Lieblingsgetränk ihr eigen, duschte mit irgendetwas. Dank Mister Risi-Bisi ist sie nun endlich dem Pfad der Anspruchslosigkeit entronnen.

 

Ohne Mutter keine Butter

Autorin Philipp weiss als Eva selbstverständlich, dass es kein Apfel war. Warum denn lässt sich die Tomate hinter dem Arlberg Paradeiser nennen? Dass Schokolade nicht um der Schokolade wegen selbst gekauft wird, sondern um in den Besitz von WM-Karten zu gelangen, liegt für sie auf der Hand. Dass man Schokolade nicht mag und sich für Fussball nicht interessiert, ist dabei nicht von Belang. Was alleine zählt, ist die Gier nach Gratiskarten Mit weiteren Ungereimtheiten wartet Charlotte Maier auf. Dabei thematisiert sie nicht nur Ehemänner, die nach altem Weihnachtsgebäck riechen und nicht mehr wie in den Jahren des Flitterns nach Zimt, sondern auch Männer, die wegen eines von der Ehefrau nicht goutierten stundenlangen Aufenthalts in Umkleidekabinen für immer verschwinden.

Und wo ist denn nun die Butter? An einer Antwort Interessierten steht die Möglichkeit offen, dies in einer weiteren Lesung des literarischen Quintetts zu erfahren: am Freitag, 24. März, um 20.30 Uhr im Flawiler Zeighaus Dorfkunst oder am 17. Mai um 20 Uhr in der Grabenhalle St.Gallen.

Christoph Oklé

 

 

 

Infowil plus, 22. November 2009
Auf Wanderschaft mit „Ohrenhöhe“
 
Eine einfach-komplizierte Wanderschaft präsentierte die Autorengruppe „Ohrenhöhe“.

 

VRONI KRUCKER

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Die fünf Autoren nahmen die Gäste im Kulturpavillon in der Psychiatrischen Klinik Wil auf eine spezielle Wanderschaft mit. Ruth Ehemann, Leiterin der ArTeliers, begrüsste die Gäste und die Künstler.

 

Als Rapper eröffneten die Autorengruppe „Ohrenhöhe“ das Programm. „Endstation Edelweiss“ in der psychiatrischen Klinik Wil. Bis zum Edelweiss kamen sie aber nicht. Daran hinderten verschiedenste „normale“ Zwischenfälle – und wenn es nur eine Schuheinlage war oder die falsche Begleiterin. In schlagwortreicher Prosa oder witzigen Versen entführten das Quintett in die Welt der Wanderer – in eine etwas spezielle allerdings. In der Pause wurden die Gäste mit frischem Zopf, Käse, Süssmost, Trauben, Äpfeln und Kaffee verwöhnt.

 

Das Wandern ist des Wandrers Lust

Ob Säntis oder Tödi, alle Wege führen auf den Gipfel – oder auch nicht. Da hilft auch die Wanderkarte auf dem heissesten Höschen nicht, wenn der Trägerin die ständigen Berührungen unangenehm sind – zuhause wären sie allerdings gefragt. Ein Murmeltiergulasch schmeckt nicht so toll, wenn aus der Küche das leise Pfeife der Vierbeiner zu hören ist – Gault millot-Punkte hin oder her. Ob es reizvoll ist einem lebenden Wanderlexikon zu begegnen - sehr fraglich.

 

Spezielle Version des „Erlkönigs“

Wer weiss schon, dass mit der Miss SAC-Hütte geflirtet werden kann oder die Blasen an den Füssen ignorieret werden müssen, ein Gipfel-Picknick auf der Wolldecke besonders schmeckt und ein Wanderer trinkfest sein soll. Eine spezielle Art von Goethes „Erlkönig“, adaptiert auf das Wanderer-Leben amüsierte besonders. Das kann doch nicht sein – bei Gelegenheit darf jemand über den steilen Grat geschubst werden, wie bitte? Das Schnuri-Ursi fehlt beim steilen Aufstieg, wurde aber wegen seinen Stöcklischuhen zurückgelassen und dem Berg geopfert. Scheinbar ist es nicht so leicht, seine Begleiterinnen dauernd zu wechseln und dabei der ersten, besten nachzutrauern.

 

Wandern verbindet

Seit der Wanderung über den Pragelpass ist René querschnittgelähmt, ebenso die Italienerin Maria. Sprachschwierigkeiten verunmöglichen eine vernünftige Konversation – aber eine Wanderkarte verbindet, und so kann man geistig durch die Gegend ziehen. Wandergebote und –gesetze, Verhaltensregeln und ein Ehrenkodex gehören zu diesem Hobby. Wandern mit Filmtiteln entpuppte sich als besonders amüsant: wenn zum Beispiel Dick und Doof Dr. Schiwago begegnen, Pretty woman mit Namen der Rose als Forrest Gump über die Berge ziehen – ja dann...... Warum soll man auf der Alp Hunde verarschen? Dass Ovomaltine von Wander kommt aber, Wandern aber nicht von Ovomaltine ist wohl klar.

 

Klug gewitzt

Witzig, humorvoll, geschickt und raffiniert formuliert – ausgestattet mit wenigen Wanderutensilien präsentierten sich Eva Philipp, Jakob Näf, Helen Knöpfel, Charlotte Meier und René Oberholzer den schmunzelnden Gästen, die sich mit grossem applaus für den sonntagmorgendlichen Genuss bedankten. Die Fünf verstanden es, aus wenig viel zu machen – das eindeutig-zweideutige Wandern zu einem Erlebnis à la Ohrenhöhe zu gestalten.

 

 
St. Galler Tagblatt vom 27.11.2007
Die 5-Zylinder-Wortpumpe

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«Gedieselt am 4. Fiat» mit «Ohrenhöhe» im Kulturpavillon der Klinik Wil 

 

Eine wortgeladene Matinee zum Thema Auto-Mobilität durften die Zuhörer am Sonntagvormittag im Kulturpavillon erleben. Die Autorengruppe «Ohrenhöhe» las neu Gedichtetes und setzte es wortreich in Szene.

 

MICHAEL HUG

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«Turbo-Sätze mit Prosa-Katalysator» prangte als Schlagwort über den fünf selbstlesenden «Ohrenhöhe»-Dichtern. «5-Zylinder-Wortpumpe», «Mit automatischem Artikelfilter» stand gleich daneben – Begriffsschöpfungen in Anlehnung an das Marketingvokabular der Verkaufsabteilungen für automobile PS-Potenz. Dazu der Titel der Veranstaltung: «Gedieselt am 4. Fiat». Geht's hier um Autoverkauf? Strassenverkehr, Ordnungsbussen und Parkplatzneid? Ja, es ging um das Leben mit und ohne Automobil und um das drumherum. Aber die Autorengruppe «Ohrenhöhe» ist bekannt für literarische Dichtung und nicht für solche an Zylinderköpfen. Sie hat sich in ihrem jüngsten Programm literarisch dem «vielleicht liebsten Spielzeug der Männer» angenähert. 

 

Parkplatz-Sex

Darum ging es in den vormittags um 11 Uhr im Kulturpavillon der Psychiatrischen Klinik vorgetragenen Texten um Einblicke und -sichten beim käuflichen Parkplatz-Sex, um Zusatzschleifen des schlechten Gewissens bevor Mann sein Auto zu Hause in die Garage stellt oder um Wachstumshormone für den Smart. Im Gegengeschäft für 20 Jahre Treue erhält die Gattin endlich ihr schwarzes Cabriolet, worauf sie sich sogleich mit dem Geliebten aus dem Staub macht – und mit dem Cabrio. Beziehungen scheinen ohnehin gefährdet, wenn die Liebe zum Auto Überhand nimmt: «Ob der Rücken meiner Frau wohl ebenso wundervoll glänzt wie das Dach meines Autos nach dem Waschen?»

Ohne 20-Räppler gibt es keinen Parkplatz, aber ohne Parkplatz kein Wechselgeld, wird lapidar erkannt, derweil Helen Knöpfel die Antwort noch nicht gefunden hat: «Nehmen Sie die Angst des Rades vor seinem Wechsel wirklich ernst?» Mit Charlotte Maier singt die ganze Dichterband: «Auto Auto – unsere Welt ist die Strasse – Auto Auto – auf der Fahrbahn sind wir zu Haus – und wir rasen 150 im Sonnenschein – Abgase in der Nase reichen zum Glücklichsein!» Eva Philipp, vor einem Jahr zur Gruppe gestossen, widmet sich prosaisch dem Geschehen auf den Autorücksitzen während längeren Ausflügen und René Oberholzers schwarzer Humor ist legendär: «Im Nebel ruht die Welt – Fest schlafen Wald und Wiesen – Bald sieht man – Wenn der graue Schleier fällt – Den alten Mann – Wie von der Strasse weggewiesen – Im kleinen Auto unverstellt.»

 
Radkäppchen und der böse Golf

Jakob Näf erzählte gestenreich das Märchen vom Radkäppchen und dem bösen Golf: «Eines Tages het s Radchäppli de Grossmuetter müesse go Motorenöl bringe, si isch ebe grad ide Ölwechseljohr gsi!» Und wenn sie nicht gestorben sind, so sind sie bestimmt schon längst tot, schliesst Näf. Ein trauriges Ende für das automobile Märchen. Nicht so für die fünf «Ohrenhöhe»-Autoren: «Soviel haben wir noch selten für ein Programm gearbeitet. Wir wollen es darum auch im nächsten Jahr noch einige Male aufführen, wenn wir Aufführungslokale finden», sagte René Oberholzer, Gründer und einziges «Ohrenhöhe»-Mitglied aus Wil, zu seinem sonntagvormittäglichen Heimspiel.

 

 

Tagblatt Online, 24. November 2014, 02:34 Uhr
My Name is Hund, James Hund

 

Auf den Hund gekommen ist die Autorengruppe Ohrenhöhe. Am Freitag feierte das Trio in Flawil die Premiere von «Komm mit uns nach Spaniel».

 

MICHAEL HUG

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FLAWIL. «Gestern abend kam der Hund mit einem toten Briefträger nach Hause. Ich glaube, das gibt Ärger, sagte ich zum Hund.» Die Herren in der Postdirektion werden wenig Verständnis haben, liest Helen Knöpfel weiter. Dennoch lässt die Hundebesitzerin auch am nächsten Tag ihren adoleszenten Liebling wieder allein nach draussen: «Sie kennen das ja, ab einem gewissen Alter wollen sie selbständig sein.» Man könne doch einen Hund nicht an die Leine zwingen, so Knöpfel. Am Ende kriege sie noch Probleme mit dem Tierschutz: «Da warte ich lieber auf eine Reaktion der Post.»

 
Man bellt nur zweimal

Solche und andere schräge Kurzgeschichten lasen Helen Knöpfel, Eva Philipp und René Oberholzer, bekannt als Autorengruppe Ohrenhöhe, am Freitag im Kulturkeller des Restaurants Park. Es war die Premiere des neuen Programms «Komm mit uns nach Spaniel». Wie der Titel schon sagt – es geht um Hunde. Um Hundeleben, um das Leben mit Hunden, das Leben aus der Sicht der Hunde oder umgekehrt. «My Name is Hund, James Hund!», sagte René Oberholzer, und Knöpfel ergänzte: «Man bellt nur zweimal!» – «Bellen und kläffen lassen», meint dazu Eva Philipp, und Oberholzer: «Der Spitz, der mich liebte.» Schliesslich Knöpfel, Flawiler Schulleiterin im Ruhestand: «Ein Quantum Trockenfutter!»

Es war ein Abend nicht des lauten Schenkelklopfens, sondern des stillen, genüsslichen In-sich-Hineinschmunzelns. Die Ohrenhöhe ist bekannt für satirische, ironische, bisweilen sarkastische Texte, lapidare Bemerkungen manchmal nur, manchmal auch makaber und deftig: «Mister Bond, wollen sie das Hundefleisch gehackt oder geschnetzelt?»

 
Frei von Emotionen

Jeweils zweimal sechs Minuten hatten die Autoren für ihren Vortrag zur Verfügung. Dazwischen setzten sie als Trio jeweils einen «Showblock», zum Beispiel die Szene mit den Bond-Assoziationen. Die fast völlige Abwesenheit jeglicher Emotionen seitens der Vortragenden während des rund einstündigen Anlasses liess die Zuschauenden in ihrer eigenen Betroffenheit – oder eben nicht. Man konnte lachen oder um getötete Hunde (oder Postboten) weinen, sich innerlich abwenden oder äusserlich Beifall spenden.

 
Vergnügungen der spröden Art

Lesungen von Ohrenhöhe sind stets Vergnügungen der spröden Art, aber alleweil äusserst unterhaltsam. Eine ganze Schar von Zuschauenden wollte das literarische Hundekuchengemetzel zwischen Strassenlaterne, Sommerlinde und Kotbeutelspender erleben. Bei der Premiere war das ursprüngliche Quintett zum Trio geschrumpft. Knöpfel und Oberholzer meinten dazu: «Jakob Näf muss sich um seinen Nachwuchs kümmern, und Charlotte Maier hat ein Studium aufgenommen und ist nach Aarau gezogen.» Bleiben müsse die heutige Konstellation allerdings nicht.

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Wiler Zeitung Online, 12. Juni 2017, 05:17 Uhr
«Ohrenhöhe» lud zur Premiere ins Flawiler «Park»

 

In Reimini wird der Krimi zur Krim.

 

MICHAEL HUG

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Es beginnt verheissungsvoll: «Sommer, Sonne, Reimini!» Ein Badeurlaub mit allem, was dazugehört, doch dazu noch etwas Literatur, Philosophie und Selbstgedichtetes. In Reimini am Meer, wo sich alles reimt, wo Geschichten an den Strand gespült werden und Träume in den Wellen schäumen. In Reimini, wo der Krimi durch einen Schlachtermesserhieb zur Krim wird. In Reimini, wo man tut, als würde man nicht in der Masse schwimmen, keine Reiseführer braucht und keine Selfies schiesst. In Reimini, wo der Süden beginnt und das Leben unbeschwert wird. Aber nur vielleicht.

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Mit an die Sonne – wer nicht schon dort war

Die Autorengruppe Ohrenhöhe nahm am Freitag ihr Publikum im Keller des «Park» mit an die Sonne. Nun ja, wenigstens die Wenigen, die nicht schon da waren, an der Abendsonne am Flawiler Fest oder zuhause am Grill. Es war ein zu schöner Abend, um sich Literarisches reinzuziehen, mögen sich viele gedacht haben und wollten sich nicht in einem Keller zur schwarzhumorigen Philosophiestunde niederlassen. Doch das gute Dutzend, das gekommen war, liess sich mit gehobener, hintersinniger und stets vergnüglicher Literatur aus Ostschweizer Schreibstiften unterhalten.

 
Erste zertifizierte Urlauberin ist Thurgauerin

Eva Philipp präsentierte sich als erste zertifizierte Urlauberin: «Meine durchschnittliche Bewertung auf Tripadvisor liegt bei vierkommaacht von fünf Punkten. Die Hotels loben meine Freundlichkeit mit fünf Punkten, meine Zuverlässigkeit beim Ein- und Auschecken, fünf Punkte, meine Trinkgeldgrosszügigkeit, fünf Punkte, mein Kleidungsstil, vier Punkte, sowie die Qualität meines Gepäcks, fünf Punkte.» Damit sei sie als bestbewertete Urlauberin des Kantons Thurgau auf dem ersten Platz gelandet. «Dafür gab es im letzten Jahr die Auszeichnung ‹Hervorragende Urlauberin aus der Schweiz›.» Das macht schon stolz und kehrt den Spiess für einmal um: Der Urlauber wird bewertet, nicht das Hotel. Alles möglich im Internet.

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Frau Blumer schlief ein

Helen Knöpfel, die Flawilerin in der auf drei Mitglieder geschrumpften Autorengruppe, erzählte von Frau Blumer, die eine geführte Tour durchs Dorf machte, in deren Zentrum im Wesentlichen der Bahnhof stand. Nicht allzu anspruchsvoll sollte die Tour sein, auf deren Höhepunkt es eine Williamsbirne von einem lokalen Landwirtschaftsbetrieb gab. Doch Frau Blumer schlief gleich nach der Birne ein und verpasste so wesentliche Highlights der Führung. Ebenso ging die Verteilung der Dächlikappen einer ansässigen Bank unbemerkt an Frau Blumer vorbei. Doch Frau Blumer ging dennoch sehr zufrieden und erfüllt von Eindrücken aus dem ländlichen Leben nach Hause.

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Schwarzhumoriges und fein Beobachtetes

Es ist immer etwas Hintersinn in den Texten der «Ohrenhöhe», oft auch Schwarzhumoriges, immer aber sehr fein Beobachtetes. Ob am Strand, im Mittelland, auf historischen Böden: Es scheint, als ob René Oberholzer, Helen Knöpfel und Eva Philipp diese Stätten alle selbst besucht und dabei stets ein Auge auf Urlaub verbringende Menschen geworfen hätten. Doch Zusehen ist nur ein Teil ihrer Arbeit, der zweite ist das Umsetzen in Texte. Manchmal auch in szenisch umgesetzte Sentenzen. Das Schlussbild nämlich stellt alles vorher Erfahrene in Frage. Philipp und Oberholzer halten ein Plakat mit dem Wort «Urlaub», Knöpfel übermalt es mit schwarzer Farbe und meint dazu lakonisch: «Der Urlaub ist gestrichen!»

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Infowil plus, 12. Juni 2017
Die Probleme des Urlaubs vorweg genommen
 
Der Urlaub wurde in der Premiere der „Ohrenhöhe“ im Kulturlokal des Restaurant Park gestrichen.
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FRANZ WISMER

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Eva Philipp, Helen Knöpfel und René Oberholzer wussten am Abend des 9. Juni 2017 im Kulturkeller des Restaurants Park das Publikum mit sinnigen und vielen überspitzt ausgelegten Texten zu begeistern. Ein Badeaufenthalt im Süden mit verschiedenen ironischen Nebentönen. Zum Schluss wurde der Urlaub von Helen Knöpfel mit schwarzer Farbe gestrichen.
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Und alles begann mit einem verheissungsvollen Badeaufenthalt unter dem Titel „Sommer, Sonne, Reimini“. Damit war klar, dass aus Reimini – Rimini wurde und den Ort des Geschehens definierte.

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Ferien mit Blick auf neuralgische Probleme
Mit viel Phantasie, Philosophie und Selbstvertrauen wurden bekannte und vermutete Probleme mit Wellengeräuschen vom PC von den Vortragenden hingezaubert. Selbst die Beleuchtung musste herhalten mit vielfältigem rosa, um den Sonnenbrand zu simulieren. Eva Philipp legte mit ihrer Reise an die verschiedenen bekannten Ferienorte in Spanien, Kanaren, Sizilien usf. den Finger auf die neuralgischen Probleme von Gewicht und Abnehmen, sowie den Reduzierungsmöglichkeiten. 

Für einmal wurde die Bewertung von Unterkünften beim Tripadvisor umgekehrt und die Ferienreisende wurde bewertet. So wurde Philipp, die erste zertifizierte Reisende aus der Ostschweiz mit dem Prädikat „Hervorragende Urlauberin aus der Schweiz“. Unter verschiedenen Stichworten waren krasse Missstände zu hören. Etwa eine japanische Reisegruppe, die Zimmer mit Sicht auf das Meer buchten, sahen letztendlich alle den Souvenirladen.
 
Visumspflicht beim Kanton Glarus
Bei einem Schweizer namens Markus, der im Bündnerland Ferien machen wollte, wurden Impfungen gegen die Steinbockgrippe, Murmelifieber nötig und er liess sich zwei Monate lang wegen der Edelweissallergie therapieren, die er gar nicht hatte. Sie rezitierte von gefunden sehr unangehmen Dingen, wie Schnecken auf dem Kopfkissen und von einem unhöflichen Receptionisten, den man am Morgen tot auffand. 

Die zusammengesetzte Nummer der Vortragenden welche vom Martini, Sex am Strand, bis endlich zum „Kafi Fertig“ führte, löste viele Lacher aus. Der Kanton Glarus hatte eine Visumspflicht eingeführt, wusste Helen Knöpfel zu berichten. Eine Einreisewillige durfte nicht einreisen, wurde aber auf einen Laden wo Glarner „Spezialitäten“ erhältlich sind, neben dem Einreisebüro - aufmerksam gemacht. Die neuen Medien Facebook und Company wurden beim Ehepaar Bertold mit Hannah wunderprächtig eingebaut und bei den Worten des Barkeepers, küssen küssen, in der Chinchillabar, geht letztendlich das Licht aus.
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Vor der Pause braucht es Stichworte vom Publikum.
Diese Stichworte wurden in der Pause vom Trio kombiniert, zu ironischen, komischen oder schwarzhumorigen Resultaten zusammengefasst. Es entstand der Eindruck, als ob die drei Autoren immer mit einem Fuss in den Ferien weilen. Helen Knöpfel streicht mit schwarzer Farbe das Wort Urlaub auf dem Plakat: Der Urlaub ist gestrichen … 
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